Die Energiewende ist mehr als nur der Wechsel von Kohle und Öl hin zu den Erneuerbaren. Die Transformation unseres Energiesystems ist Teile einer größeren Veränderung, sie ist Teil der 4. Industriellen Revolution. Um die neue Energiewelt zu verstehen und um den neuen Wert der Energie bemessen zu können, müssen die Mechanismen der industriellen Revolutionen ebenso verstanden werden wie die gesellschaftliche Veränderungen. 

(Bei den folgenden Texten handelt es sich um die jeweiligen Kapitelabstracts im Springer eBook „Halbzeit der Energiewende?“.)

Kapitel 4 – Industrielle Revolutionen und die neue Energiewelt

Industrielle Revolutionen vollziehen sich, dem Ökonomen Rifkin folgend, in drei Grundelementen: der Kommunikation, der Energie und der Logistik. Die zweite und dritte industrielle Revolution stützen sich bei der Energie auf die Dampfkraft, die Elektrizität und das Öl. Revolutionen sind stets durch disruptive Elemente gekennzeichnet. Die Analyse zeigt, wir befinden uns bereits in der 4. Industriellen Revolution. Die Elemente Kommunikation und Logistik zeigen schon disruptive Veränderungen, der Wandel in der Energie hängt dem noch hinterher. Dezentrale Kommunikationstechnologien treffen jetzt auf dezentrale Energiekomponenten und bilden eine neue Kommunikation-Energie-Matrix. Auch die Energiewelt wird sich in Teilen disruptiv verändern. Die neue Energiewelt wird wesentlich gekennzeichnet sein durch dezentrale Strukturen, regenerative Energien und intelligente Systeme. Die Energiewende beschreibt den Wandel hin zu diesem neuen Zustand.

Kapitel 5 – Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel

Der Wandel der Energiewelt vollzieht sich in einer sich ändernden Umgebung. Der demographische Wandel, die Erstarkung von Nationalstaaten und die Bedingungen der Globalisierung verändern die Rahmenbedingungen, in denen sich die Energiewelt darstellt. Die Digitalisierung schafft neue, dezentrale Strukturen, verteilte intelligente Systeme und ermöglich neue Prozesse. Sie verändert aber auch unsere Arbeitswelt und die Prozesse. Cyber-physische Systeme übernehmen Aufgaben, die sonst der Mensch verantwortete. Wertschöpfung in einer digitalen Welt findet in immer kürzeren Ketten statt, der Wert kann nicht mehr allein über die Arbeit definiert werden. Und wohin entwickeln sich unsere Märkte? Starker Staat oder mehr Marktwirtschaft? Die Rahmenbedingungen für die 4. Industrielle Revolution werden erkennbar und mit ihnen der Raum für die neue Energiewelt.

Kapitel 6 – The Value of Energy – Der Wert der Energie 

Die Digitalisierung und der gesellschaftliche Wandel verändern unseren Wirkungsraum. Wertschöpfungsketten verändern sich, der Wert der Energie muss neu definiert werden. Er wird nicht mehr bestimmt durch die Anzahl der gelieferten Elektronen oder die Menge des Öls. In der neuen Energiewelt wird der Wert der Energie maßgeblich abhängen von der Verfügbarkeit, von Energiebereitstellung und von Flexibilität. Die Grenzkosten der Stromerzeugung aus regenerativen Energie gehen gegen Null, der Strom allein hat keinen Wert, wohl aber die bedarfsgerechte Verfügbarkeit. Das Verhältnis zur Energie wird neu einzuordnen sein. Wem gehört die Energie, insbesondere die aus regenerativen Quellen? Ist die Energie ein Gemeingut, ist sie kostenfrei und lediglich deren Aufbereitung, Transport und Zurverfügungstellung mit einem Wert verbunden? Die neue Energiewelt wirft weit mehr als nur technische Fragen auf.